
Regionales Umsetzungskonzept der KEM Lechtal-Reutte
Das Umsetzungskonzept der KEM Naturparkregion Lechtal-Reutte befasst sich im Wesentlichen mit der aktuellen Energiesituation und den Potenzialen sowie Maßnahmen in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und nachhaltiger Mobilität.
Die dabei durchgeführte CO2-Analyse schließt den Klimawandel mit dem Treibhausgas Kohlenstoffdioxid mit ein. Durch die Einbindung der lokalen AkteurInnen und StakeholderInnen bei der Ausführung des Umsetzungskonzeptes wurde eine breite Akzeptanz sichergestellt.
Da die Region durch unberührte Natur- und Kulturlandschaft stark geprägt ist, stellen die lokalen Ressourcen einen wesentlichen ökonomischen Wert für die Bevölkerung in der Naturparkregion Lechtal-Reutte dar. Um diese auch in Zeiten der Klimaerwärmung für zukünftige Generationen sicherzustellen, haben sich die 23 teilnehmenden KEM-Gemeinden entschlossen, in den nächsten Jahren als Region durch gesamtheitliche Energie- und Klimaschutzprojekte dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Ziel ist es, die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende von unten und somit aus der Region heraus zu starten bzw. zu schaffen. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern muss jetzt deutlich reduziert werden, um langfristig davon unabhängig werden zu können. Die Mobilitätssituation muss ebenfalls stark verbessert und der Bevölkerung alternative Mobilitätsangebote nähergebracht werden.
Die drei Handlungsfelder der KEM
Erneuerbare Energien ausbauen
- Photovoltaik
- Wasserkraft
- Biomasse
- Nutzung der Industrieabwärme


Energieeffizienz steigern
- Energiebuchhaltung in den KEM-Gemeinden
- Wärmewende in allen Sektoren
- Öffentlichkeitsarbeit
- Bewusstseinsbildung
Nachhaltige Mobilität etabilieren
- Fuß- und Radverkehr
- E-Mobilität
- Betriebliches Mobilitätsmanagement
- Mobilitätsalternativen wie Mikro-ÖV, Carsharing, etc.
- Mitfahrbörsen

Die 10 regionsspezifischen KEM-Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung
Um dem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen, bearbeiten wir folgende Arbeitsschwerpunkte:
von öffentlichen Gebäuden
und der LADEINFRASTRUKTUR
und der RADWEGINFRASTRUKTUR
Gebäuden und Tourismusbetrieben
umweltschonende MOBILITÄTSALTERNATIVEN
Die Sonne schickt keine Rechnung!
Der Fokus dieser Maßnahme liegt auf dem Ausbau der Photovoltaik u.a. auf öffentlichen Gebäuden.
Ein Katalog der kommunalen Objekte wird erstellt und nach einer Auswahl geeigneter Gemeindegebäude bzw. Flächen werden die lokalen Verbräuche erfasst. Diese Ergebnisse dienen als Entscheidungsgrundlage für notwendige Investitionen.
Die Thematik Photovoltaik inkl. Stromspeicherung soll zudem der breiten Bevölkerung noch intensiver nähergebracht werden. Hierfür werden Informationsveranstaltungen durchgeführt, die Inanspruchnahme von Energieberatungen ausgedehnt und Fördermöglichkeiten für die Neuinstallation bzw. Erweiterung von PVA mit und ohne Stromspeicher aufgezeigt.
Für den Energieträger Biomasse stehen in der KEM noch zu wenig Daten zur Verfügung.
Das vorhandene Ressourcenpotenzial lässt neben den bereits existierenden Heizkraftwerken jedoch keine weitere Großanlage mehr zu.
Im Vordergrund steht daher die Prüfung, ob in der einen oder anderen Gemeinde noch ein kommunales Biomassenahwärmenetz, welches mit regionalem Energieholz betrieben wird, aufgebaut werden kann.
Die Nähe von den kommunalen Gebäuden zueinander ist in manchen Gemeinden gut gegeben.
In der KEM gibt es den einen oder anderen großen Industriebetrieb, deren Abwärme genutzt werden könnte. Da dies bisher nicht der Fall ist, soll in Abstimmung mit diesen Betrieben und den Standortgemeinden das Abnahmepotenzial von möglichen Verbraucher*innen in der Nähe erhoben werden.
Zusätzlich sind die technischen und finanziellen Rahmenbedingungen abzustecken. Diese Maßnahme betrifft primär die Talkesselgemeinden Breitenwang, Reutte und Vils mit den Industriebetrieben Plansee Group und Schretter & Cie.
von öffentlichen Gebäuden
Die überwiegende Mehrheit der kommunalen Gebäude besteht noch aus alter Bausubstanz mit erheblichen Energieeinsparpotenzialen. Die Ausnahme bilden einzelne KEM-Gemeinden, die in den letzten Jahren neue Gemeindeämter nach dem neusten technischen Stand hinsichtlich Energieeffizienz errichtet haben.
Im ersten Schritt ist zu analysieren, welche und wie viele kommunale Gebäude im Rahmen der verfügbaren Ressourcen einer Energieeffizienzanalyse zu unterziehen sind. Für die ausgewählten Gebäude sind detaillierte Erhebungen zu erstellen und Optimierungspotenziale mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmenpakete abzuleiten.
Im Vordergrund stehen Optimierungen der Beleuchtung und Heizungsanlagen sowie thermische Sanierungen. Im dritten Arbeitspaket werden die Grundlagen für die Einführung einer Energiebuchhaltung in möglichst vielen Gemeinden geschaffen. Hierbei sind zunächst die Messstellen aufzunehmen und zu prüfen, welche Daten zur Verfügung stehen sowie die Anforderungen der Gemeinden an eine Energiebuchhaltung zu erfassen.
und der LADEINFRASTRUKTUR
In der KEM herrscht ein großes Entwicklungs- und Aufholpotenzial im Bereich der E-Mobilität. Die Region liegt hinsichtlich der Zulassungen von Elektrofahrzeugen abgeschlagen an letzter Stelle.
Nun gilt es, der Bevölkerung durch Bewusstseinsbildung die E-Mobilität trotz der in der Region vorhandenen Topografie näher zu bringen bzw. zu sensibilisieren. Weitere Ansätze sind der Ausbau des E-Carsharing-Angebots, wodurch sich interessante Synergien durch die gemeinsame Nutzung der Buchungsplattform von Gemeinden ergeben. In einem ersten Schritt ist die Bedarfssituation (kommunale, betriebliche und private Nutzerpoten-ziale) zu klären.
In weiterer Folge sind Standorte zu identifizieren und Umsetzungsprojekte zu entwickeln. Für das gesamte Angebot ist insbesondere in den Anfangsjahren viel an Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Auch für Betriebe könnte das E-Carsharing interessant sein.
Hier ist zu prüfen, ob und wenn ja in welcher Form Betriebe in das bestehende Modell integriert werden können oder ob eigenständige Lösungen zweckmäßiger sind. Insbesondere für kleinere Betriebe, die ein Fahrzeug nicht tagtäglich benötigen, ist ein Sharing-Modell eine Alternative zur Autoanschaffung bzw. zum Leasing.
Für die Tourismusdestination kann ein E-Carsharing-Angebot auch die autofreie Anreise fördern. Darüber hinaus ist vorgesehen, die Bevölkerung durch E-Mobilitätstage mit Testmöglichkeiten für E-Fahrzeuge zu gewinnen, insbesondere auch für E-Mopeds.
und der RADWEGINFRASTRUKTUR
In Anlehnung an die Tiroler Radstrategie 2030 soll eine Analyse der Radweginfrastruktur sowie ein Katalog an Verbesserungsmaßnahmen vor allem hinsichtlich des Alltagsradverkehrs in den Gemeinden durchgeführt werden. Der geografische Fokus liegt dabei auf dem Reuttener Talkessel. Neben Fragen der Verkehrssicherheit wird ein großes Augenmerk auf die Radabstellanlagen gelegt. Dabei sind die aktuellen Standorte von Radabstellanlagen zu erfassen und auf ihre Zweckmäßigkeit hin zu überprüfen. Falls erforderlich sollen neue Standorte hinzukommen.
Für die gesamte Region ist die Qualität des Lech-Radweges zu verbessern. Hier wird angestrebt, eine Radweggemeinschaft zur Weiterentwicklung aus allen Anliegergemeinden sowie mit den beiden TBVs Lechtal Tourismus und Naturparkregion Reutte zu installieren.
Bei der Erschließung bzw. Erweiterung von Siedlungsgebieten wird darüber hinaus speziell auf die Anbindung an das lokale Radwegenetz bzw. an den ÖPNV geachtet.
Die Bürgermeister*innen der KEM-Gemeinden werden dahingehend entsprechend durch fachliche Inputs im Zusammenhang von Klimaschutz und Raumordnung sensibilisiert.
Gebäuden und Tourismusbetrieben
Ergänzend zu den kommunalen Maßnahmen sind auch die heimischen ProfessionistInnen im Bau- und Baunebengewerbe dabei zu unterstützen, Kernkompetenzen in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz weiter auszubauen.
Beispiele hierfür sind Wärmerückgewinnung in Restaurant- und Beherbergungsbetrieben und Photovoltaik in Verbindung mit neuen Speichertechnologien. Entscheidend ist auch, dass es in der Bevölkerung ein breit verankertes Bewusstsein für Klimaschutz gibt und den Menschen die Scheu vor neuen, nachhaltigen Technologien genommen wird. Die Menschen in der Region müssen wissen, welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten können und welche technischen Möglichkeiten es in den Bereichen gibt.
Dies soll durch Bewusstseinsbildung und Aufklärung zu alternativen Energieträgern, thermischer Sanierung sowie Energieberatungen gelingen. Für ProfessionistInnen als auch für EigenheimbesitzerInnen werden in Zusammenarbeit mit PartnerInnen, wie Energie Tirol, verschiedene Veranstaltungen organisiert (z.B. Bauleuteabende, InstallateurInnentreffen).
Um die Wärmewende zu schaffen, gilt es, im privaten Haus- und Wohnungsbau die Alternativenprüfung zu forcieren. Es sind Strukturen zu schaffen, die die Gemeinden dabei fachlich unterstützen.
Die Ausbaupotenziale der Wasserkraft sind aufgrund von Naturschutzvorhaben (NATURA 2000) an den Seitenbächen am Lech eingeschränkt.
Die Potenziale im Bereich kommunaler Klein- bzw. Trinkwasserkraftwerke hingegen bestehen und müssen genutzt werden. Bei den bestehenden Kleinwasserkraftwerken sind gewässertechnische und energiewirtschaftliche Optimierungsmaßnahmen innerhalb der ökologischen Grenzen zu identifizieren und in Maßnahmen zu überführen. Hierzu sind zunächst alle Anlagen zu erfassen und hinsichtlich des Stands der Technik zu überprüfen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse von Optimierungspotenzialen bildet die Grundlage für weitere Investitionen.
Großes Energieeinsparpotenzial bietet sich bei der Trinkwasserversorgung im Talkessel von Reutte. Hier liegen sieben Gemeinden, deren Siedlungsgebiete weitgehend zusammengewachsen ist. Jede Gemeinde betreibt eigene Hochbehälter oder Tiefbrunnen zur Trinkwasserversorgung.
Es soll geprüft werden, ob hier ein interkommunaler Trinkwasserverbund geschaffen werden kann. Eine ähnliche Situation liegt im oberen Lechtal vor. Die Gemeinden Kaiser bis Elbigenalp haben hier bereits erste Schritte gesetzt, um eine nachhaltigere und effizientere Trinkwasserversorgung über Generationen hinaus zu sichern.
umweltschonende MOBILITÄTSALTERNATIVEN
Ein klassisches Linienbussystem ist im Talkessel von Reutte sehr schwer zu erschließen. In den letzten Jahren wurde das Linienbusangebot weiter ausgedünnt. Als Notlösung installierte der TVB Naturparkregion Reutte und die Marktgemeinde Reutte ein Gutscheinsystem, das einem eingeschränkten Nutzerkreis eine stark ermäßigte Inanspruchnahme von Taxidiensten in einem definierten Versorgungsgebiet ermöglicht. Aus Evaluierungsdaten ist bekannt, dass im Schnitt ein Einheimischer bzw. zwei Gäste pro Fahrt transportiert werden. Es handelt sich um ein klassisches Von-Haustür-zu-Haustür-Taxiangebot und ist sowohl aus Klimaschutzgründen als auch aus Mobilitätsgründen nicht zufriedenstellend.
Aus diesem Grund soll basierend auf einer Analyse des Alltagsverkehrs bedarfsorientierte Alternativen entwickelt werden. Das Angebot soll allen Fahrgästen zur Verfügung stehen und ein größeres Versorgungsgebiet abdecken. Federführend verantwortlich ist hier die Marktgemeinde Reutte. Intensiv eingebunden sind der TVB Naturparkregion Reutte und der VVT. Was Angebote in den Nachtstunden betrifft, gibt es gute Erfahrungen im Planungsverband Oberes Lechtal. In den KEM-Gemeinden von Häselgehr bis Steeg fährt während der Tourismussaison ein Nachtbus.
Das Angebot an nachhaltigen und umweltbewussten Mobilitätsangeboten muss dringend erweitert werden.
Die Umsetzung der Maßnahmen wird intensiv mit Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung begleitet.
In einer Kooperation mit dem Regionalfernsehen RE Eins TV werden Tipps rund um Energie- und Ressourceneffizienz sowie zu erneuerbaren Energieträgern gegeben. Für jeweils kleine Gruppen von Nachbargemeinden sind öffentliche Veranstaltungen vorgesehen, um auch die Bevölkerung durch den direkten Kontakt und Austausch mit ExpertInnen für Klimaschutzaktivitäten zu gewinnen. Bei allen Veranstaltungen wird versucht, diese als Green Event auszurichten.
Für die Bewusstseinsbildung von Kindern und Jugendlichen ist geplant, im Rahmen von Schulexkursionen die regionale Infrastrukturbetriebe zu besuchen.
Zusätzlich wird in der Umsetzungsphase die Teilnahme am Klimaschulen-Projekt angestrebt.
Die Solarkarte
…mit dem Solarpotenzial aller Außerferner Dächer: